Reisebericht von unterwegs

Teil 4

Übersicht | Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4 | Teil 5 | Teil 6 | Teil 7 | Teil 8 | Teil 9


Weil es uns immer noch Spaß macht Reiseberichte zu schreiben, und auch immer noch viele Interessierte die Berichte lesen, hier nun schon die vierte Seite unseres Reiseberichts!


Zurück zum dritten Teil dieses Berichtes

Nepal 08.11. - 29.11.2003
Indien 29.11.2003 - 17.02.2004

Weiter zum fünften Teil dieses Berichtes



Nepal

Da wir noch keine neuen Fotos haben, die wir in den folgenden Bericht einfügen können, hier der Link zu den Fotos unseres Nepal-Besuchs im Jahre 1992: Nepal-Seite (es öffnet sich ein neues Fenster).

Pokhara - 25.11.2003

Schon auf der Fahrt nach Kathmandu sahen wir sehr deutlich, dass Nepal nicht mehr der Hort des Friedens ist, wie wir es vor 11 Jahren erlebt haben. Denn seit 1996 kämpfen maoistische Rebellen mit Waffengewalt gegen Staat und König. Zahlreiche schwer mit Sandsäcken und Stacheldraht gesicherte Kontrollpunkte auf den Straßen und Soldaten mit kugelsicheren Westen und Gewehr im Anschlag erinnerten unsere israelischen Freunde doch ein wenig an Gaza. Auch in Kathmandu sind alle öffentlichen Gebäude schwer gesichert - bei der Post wurde sogar der Haupteingang zugemauert - und nachts patrollieren mit altertümlichen Schusswaffen ausgerüstete Soldaten durch die Straßen.

Auch wenn uns Kathmandu trotzdem gut gefiel, war es doch viel touristischer als wir es in Erinnerung hatten. Besonders traurig fanden wir die erschreckend hohe Anzahl von Pauschal- und "Kultur"-Touristen, auf die sich die einheimische Tourismusindustrie spezialisiert hat. So ist es heute hier einfacher, in einem italienischen Restaurant bei klassischer Musik zu speisen, als eine wirklich gute Travellerkneipe zu finden. Das Kathmandu-Tal verfügt noch über weitere "Special Features": im Touristenviertel patrollieren Polizisten, tagsüber mit Stöcken und abends mit Gewehren bewaffnet und sorgen dafür, dass die zahlreich vorhandenen, immer laut hupenden Taxen und Rikschas nicht die Schaufenster und Eingänge der Souvenirshops zuparken und vertreiben die billige Straßenhändlerkonkurrenz. Betritt ein unbedarfter Ausländer einen schönen Platz oder auch Ort im Kathmandu-Tal, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er daran erinnert wird, sich ein Eintritts-Ticket zu kaufen; die Einheimischen zahlen natürlich nichts - es findet ja auch nur ganz normales Marktleben auf genannten Plätzen statt. Der Eintritt für den zentralen Durbar-Platz kostet 250 Rupees, für den Ort Bhaktapur zahlt man stolze 750 Rupees; zum Preisvergleich: ein riesiges Steak mit Salat und Pommes in einem guten Restaurant kostet 280 Rupees.

Wir quartierten uns im "Hotel California" ein, verbrachten fast zwei Wochen mit Faulenzen, was uns sehr gut gefiel, denn nur ein paar Meter neben den Touristenattraktionen sieht Kathmandu noch fast so aus wie vor 11 Jahren: quirlige Straßen und Gassen, gesäumt von kleinen Geschäften und schönen alten Häusern mit kunstvoll verzierten Holzbalkonen und Fenstern. Dazwischen immer wieder große und kleine Tempel mit mehrstöckigen, sich turmartig nach oben verjüngenden Dächern, viele kleine Schreine an Hausecken und kleine Plätze, auf denen Straßenhändler ihre Waren anbieten.

Inzwischen haben wir Kathmandu verlassen und befinden uns auf der Fahrt nach Pokhara. Da die Busse für die 170 km lange Strecke 8 Stunden benötigen, haben wir für einen Tag einen Stop in Bandipur eingelegt und so die Fahrt in zwei gemütliche Abschnitte eingeteilt. Wir haben ein kleines Zimmerchen in einem Schülerwohnheim bekommen, in dem 40 Kinder (1.-7. Klasse) und ihre Lehrer wohnen. Im Preis von 200 Rupees (2,50 Euro) pro Person und Tag ist Vollpension, d.h. zwei mal Dal Bhaat satt enthalten. Leider konnten wir keine ausgedehnten Spaziergänge machen, da in den Wäldern die Maoisten ihr Unwesen treiben. Im Ort selbst gibt es nur ein paar schöne alte Häuser, ansonsten aber nicht viel zu sehen, deshalb sitzen wir gerade auf einem kleinen Hügel neben einem winzigen Hindu-Tempel, genießen die Aussicht auf Bandipur und die dahinter liegenden Schneeberge des Himalaya und schreiben diesen Bericht.

Varanasi - 05.12.2003

Pokhara, nach Kathmandu das zweitgrößte Touristenzentrum, da es der Ausgangspnkt für den beliebten Annapurna-Trek ist, hat uns schwer enttäuscht. Das Wetter war wolkig bis diesig und somit hatten wir keinen schönen Panoramablick auf das Annapurna-Massiv. Das war schade, denn wir hatten uns dazu durchgerungen, auf das Trekken zu verzichten! Der Grund hierfür waren einmal mehr die maoistischen Rebellen, die sich als Wegelagerer betätigten sowie zu jeder Tag- und Nachtzeit in den Lodges auftauchen, mit ihren Waffen rumfuchteln und "Spenden" gegen Quittung(!) eintreiben. Darauf hatten wir keine Lust! Sehr gut gefallen hat uns allerdings am Seeufer im Restaurant zu sitzen und die Zeit zu vertrödeln!

Statt Trekken zu gehen, fuhren wir weiter Richtung Indien-Grenze und legten einen Zwischenstop in Tansen ein. Diese abseits der Duchgangsstraße auf einem Hügel gelegene Kleinstadt gefiel uns auf Anhieb sehr gut. Viel alte Häuser mit kleinen Ladengeschäften säumten die teilweise so steilen Gassen, dass nur wenig motorisierter Verkehr die Fußgänger störte. Da hier zur Abwechslung mal kein Hauptkampfgebiet der Maoisten zu sein schien, konnten wir schöne Spaziergänge in die Umgebung unternehmen und zum letzten mal durch den Dunst einen Blick auf den Himalaya erhaschen. Einziger Wehrmutstropfen war die Lage unseres Hotels, denn in der steilen und engen Kurve vor unserem Fenster mussten alle LKWs in den ersten Gang schalten und Vollgas geben, was unserem Schlaf nicht immer besonders förderlich war...

Eine weitere lange Busfahrt (was in Nepal nicht mit "weit" gleichzusetzen ist), brachte uns in den Ort Sonauli, durch dessen Mitte die Grenze nach Indien verläuft.

Indien

Da wir noch keine neuen Fotos haben, die wir in den folgenden Bericht einfügen können, hier der Link zu den Fotos unseres Indien-Besuchs im Jahre 1992: Indien-Seite (es öffnet sich ein neues Fenster).

Varanasi - 05.12.2003

Am späten Nachmittag des 29.11.2003, also nach exakt 8 Monaten (oder 35 Wochen, oder 246 Tagen) auf Reisen überschritten wir schnell und problemlos die Grenze nach Indien. Damit hatten wir es geschafft, Indien zu erreichen, ohne ein Flugzeug von innen gesehen zu haben! Juhu!!! Unseren ursprünglichen Zeitplan haben wir zwar nicht eingehalten - dafür haben wir aber Chinas Osten gesehen, was wir nicht missen wollen.

Unsere erste Nacht in Indien war sehr kurz, dafür war aber der erste (Fahr-)Tag umso länger! Für die knapp 300 km nach Varanasi brauchten wir 10 Stunden - und das in einem total überfüllten unbequemen "Expressbus" mit fünf Sitzen in einer Reihe...

In Varanasi (früher Benares genannt) wurden wir gleich freudig von einer großen Schar Rickschafahrer in Empfang genommen, die sich standhaft weigerten, uns zur "St. Thomas Kirche" zu fahren. Alle sagten: "Tell me the name of your hotel, I'll bring you close" - Ziel dieser Übung ist, dass der Rickschafahrer zu einem Hotel mit ähnlichem Namen fährt, welches ihm eine hohe Provision zahlt (welche natürlich auf den eigentlichen Zimmerpreis aufgeschlagen wird; die etablierten Travellerhotels hingegen zahlen überhaupt keine Provisionen) - dank der Warnung im Reiseführer waren wir vorbereitet und gingen ein Stück zu Fuß, um der Rickscha-Mafia zu entkommen. Nach 20 Minuten Rickschafahrt und einer guten halben Stunde Fußmarsch durch die engen und verwinkelten Gassen der Altstadt (für Rickschas gesperrt) erreichten wir schließlich ziemlich müde und kaputt unser Ziel, die Jogi Lodge.

Am nächsten Tag gingen wir als Erstes runter zum Ganges. Überrascht, erfreut und geschockt zugleich stellten wir fest, dass die Stadt bei Tageslicht noch genau so aussieht wie wir sie von unserem letzten Besuch vor 11 Jahren in Erinnerung hatten! Die Gassen waren mit Menschenmassen, die Straßen zusätzlich noch mit Fahrzeugen vollgestopft und zwischendrin standen oder lagen zum Teil riesige Kühe, die hier alles dürfen, weil sie heilig sind. Deshalb sind sie es auch gewöhnt, dass man ihnen aus dem Weg geht, was man angesichts ihrer Masse und Hörner auch besser tut, denn sie tun es jedenfalls nicht und würden einen über den Haufen laufen. Aber auch viele andere Tiere sind unterwegs: Ziegen die die Opferblumen fressen, Büffel, die beachtliche Häufen in den Straßen absetzen, grüne Papageien mit roten Schnäbeln, die alte Hausfassaden schmücken, natürlich die obligatorischen oft recht zerzausten Straßenköter und freche Affen, die meist in Horden über die Dächer turnen.

Am Gangesufer werden - je nach Ghat - heilige Bäder vollzogen, Wäsche gewaschen und an zwei Stellen werden auch die Verstorbenen eingeäschert und die Reste dann in den Fluss gestreut. Je nach Straße bzw. Gasse kann man verschiedene Güter kaufen: bei unserem Guesthouse ums Eck gibt es Stirnpunkte, Armreife und sonstigen Schmuck für die indische Frau, auf der Hauptstraße Saris und Stoffe, und ein Stückchen weiter wird Obst und Gemüse auf der Straße verkauft. Wir vertreiben uns die Zeit mit Ruderbootsfahrten auf dem Ganges, ausgedehnten Spaziergängen, gemütlichen Kaffeepausen in Dachterrassen-Restaurants oder sitzen einfach am Ufer und schauen dem bunten Treiben zu. Und was uns auch sehr gut gefällt ist, dass es hier endlich schön warm ist! Schade finden wir nur, dass es in der ganzen Altstadt kein Bier zu kaufen gibt, das wollen die Hindus nämlich nicht, und Varanasi ist schliesslich die heilige Stadt der Hindus. Aber dafür gibt es ja leckere Lassis!

Diu - 30.12.2003

Mit der Bahn, die noch genau so aussieht wie vor 11 Jahren, fuhren wir über Nacht nach Satna und von dort gleich mit dem Bus weiter nach Khajuraho. Hier haben wir bei klarer Luft und in ländlicher Umgebung die schönen Hindu- und Jaintempel besichtigt, die für ihre erotischen Verzierungen, teilweise echter Schweinkram, berühmt sind. Zweiter kultureller Höhepunkt war das große Tanzfestival, welches anlässlich des hiesigen Erntedankfestes abgehalten wurde. Bis spät in die Nacht sahen wir teils lustigen, teils doofen Tanzdarbietungen aus vielen Teilen Indiens zu, bis wir noch vor dem offiziellen Ende unsere Ohren vor der drohenden Taubheit in Sicherheit brachten und uns in die Stille unseres Hotelzimmers zurückzogen. Was uns an Khajuraho jedoch nicht so gut gefiel, waren die übereifrigen Ladenbesitzer und Schlepper, die uns unentwegt und lautstark ihre Waren und Dienstleistungen aufzudrängen versuchten...

Umso mehr genossen wir die relaxte Atmosphäre in Orcha, einem kleinen Ort, in dessen naher Umgebung zahlreiche, teilweise halb verfallene Tempel und Paläste stehen. Stundenlang erkundeten wir die alten, fast komplett zugänglichen Gebäude - Höhepunkte waren einige gut erhaltene Wandmalereien und die von den oberen Stockwerken spektakuläre Aussicht auf die saftig grüne Vegetation, die hier und da von Tempelruinen überragt wurde.

In Bhopal war von Anfang an der Wurm drin. Als erstes verliessen wir den Bahnhof der Millionenstadt, wie im Reiseführer beschrieben, bei "Platform No. 1" - und standen mitten in einem Dorf. Etwas ratlos liefen wir hin und her, bis wir einen hilfsbereiten Passanten fanden, der uns auf englisch erklären konnte, dass sich die von uns gesuchte "Hamidia-Road" auf der anderen Seite des Bahnhofs befindet. Dort war das "richtige" Bhopal: eine unglaublich laute und dreckige Stadt. Schnell fanden wir ein Zimmer, welches sich jedoch nicht als Glücksgriff erwies - obwohl es um's Eck lag, war der Straßenlärm nämlich so laut, dass Susi nicht bemerkte, dass Mario die halbe Nacht mit Sprints auf's Klo verbracht hatte. Und zu allem Übel summten in unserem Zimmer auch noch ca. 200 Mücken, vor deren Stichen uns jedoch Egon, unser weißer Schutzgeist (unser Moskitonetz), bewahrte. Wir zogen die Konsequenz aus dieser beschissenen Nacht und zogen in ein anderes, teureres Hotel, welches statt Straßenlärm und Mücken einen Satellitenfernseher hatte. Bei BBC World und Fashion TV (24 Stunden Catwalk mit guter Musik, unterbrochen von russischen Werbespots für Vogue und GQ Russia, sowie russische Skigebiete) erholten wir uns. Am späten Nachmittag haben wir noch die Altstadt erkundet; das stark muslimische geprägte Viertel war voll mit kleinen Läden, Straßenhändlern und einigen Moscheen, hatte aber nichts Besonderes zu bieten.

Am nächsten Tag entdeckten wir dort den dreckigsten Markt, den wir (weltweit) jemals gesehen haben: in unzähligen Schichten vergammelt hier Obst und Gemüse auf dem Boden, zwischendrin immer wieder stattliche Häufen Kuhscheiße und zu allem Überfluss war die stinkende "Luft" auch noch mit einem undefinierbaren Staub versetzt, der alle Menschen ständig husten ließ - unglaublich! Wir flüchteten in Bhopals Naherholungsgebiet: einen großen See, angesichts dessen Wasserqualität wir uns nicht über mutierte 3-äugige Fische gewundert hätten. An der heruntergekommenen Promenade wurde Müll verbrannt und die wenigen Besucher vertrieben sich die Zeit mit Motorbootfahrten. Auch die Neustadt war recht deprimierend: heruntergekommene Häuser und wohl für immer geschlossene Geschäfte prägen das Stadtbild - wir waren echt froh, dass wir für den Abend Zugtickets nach Ahmedabad hatten!

Auch wenn wir unseren Aufenthalt in Ahmedabad im Wesentlichen nur dafür nutzten, uns frisches Bargeld und Infos über den Bus nach Diu zu besorgen, hat uns die Stadt selbst gut gefallen. Ganz in der Nähe unseres Hotels fanden wir sogar ein Gartenrestaurant, wo es richtig leckeren Eiskaffee mit Vanilleeis gab! Abends verwöhnten wir unseren Gaumen mit Fleischbergen auf dem muslimischen Nachtmarkt - unser Favorit war gegrillter Lammhackspieß. Nach der recht eintönigen Vegetarierküche der vergangenen Tage ein echter Hochgenuss!

Da es nur nachts Direktbusse nach Diu gibt, teilten wir die Fahrtstrecke in 2 Tagesetappen auf und erreichten so am Nachmittag des 19. Dezember 2003 die Insel Diu, die nur durch einen schmalen Kanal von der Südspitze des indischen Bundesstaates Gujarat getrennt ist. Diu war bis 1961 portugisische Kolonie und so gibt es in der "Hauptstadt" Diu-Town drei große alte Kirchen. Wegen der eher geringen Anzahl an Christen dient aber nur noch eine ihrem ursprünglichen Zweck, eine ist heute ein Krankenhaus und in der dritten bewohnen wir zwei Zimmer mit Bad über einem Museum - genau die richtige Location, um Weihnachten zu feiern. Hauptattraktionen der Insel sind neben ein paar herrschaftlichen Kolonialhäusern und einem stattlichen Fort aus portugiesischer Zeit, die kleinen, fast menschenleeren Sandstrände und der billige Alkohol, der hier leichter erhältlich ist als Mineralwasser. Wir verbringen unsere Weihnachtsferien mit faul am Strand liegen, erkunden die Insel mit klapprigen Leihrädern, probieren uns durch die Speisekarten der wenigen Restaurants, schauen indischen Familien beim Wochenendausflug machen zu und genießen auf dem Kirchturm unserer Herberge schöne Sonnenuntergänge bei Portwein und/oder kühlem Kingfischer-Bier (Slogen: King of Good Times).

Und hier noch ein paar Worte zu unserer weiteren Traumtrips-Reiseplanung:
Wie der fleißige Traumtrips-Leser ja sicher weiß, haben wir unsere Reise nur bis Indien geplant gehabt und wollten uns dann dort am Strand überlegen wie es weiter geht. Jetzt sind wir in Indien und am Strand und haben uns auch schon eine schöne (Heim-)Reiseroute ausgedacht: Etwa so im Mai werden wir ein Flugzeug besteigen(!) und von Indien nach Bangkok jetten. Grund für diesen Abstecher nach Osten ist, dass wir eigentlich nach Norden wollen, es aber von Indien aus keine Direktflüge gibt. Alle gehen über das Drehkreuz Bangkok und so haben wir uns entschlossen unseren Transsib-Trip von hier aus zu organisieren, was angesichts der dort reichlich vorhandenen Travellerinfrastruktur bestimmt auch einfacher ist. Konkret benötigen wir ein One-Way-Flugticket nach Peking, wieder mal ein Chinavisum (unser drittes!), ein Visum für die Mongolei und, was wohl am schwierigsten sein dürfe, ein Touristenvisum für Russland. Hierfür müssen wir uns nämlich eine Einladung und ein Voucher organisieren - im Internet haben wir gelesen, dass es russische Firmen gibt, die diese Dokumente verkaufen - mal sehen. Tickets für den Zug können wir wahrscheinlich am einfachsten direkt in Peking kaufen, aber das müssen wir erst noch abklären.

Wenn wir jedoch ein gutes Reisebüro finden, dann überlassen wir denen die Arbeit und fahren noch auf eine schöne thailändische Insel... So wie es aussieht, werden wir dann wohl im (Spät-)Sommer 2004 wieder in Deutschalnd eintrudeln!

Varkala - 25.01.2004

Zwei Tage nach Sylvester verließen wir das geruhsame Diu und machten uns auf die lange Reise in den Süden; über Bhavnagar fuhren wir nach Ahmedabad, wo wir wie beim letzten Besuch den leckeren Eiscafe genossen und dank der Notfall-Quote "Taktal Sewa" auch noch kurzfristig Tickets für unsere Zugfahrt nach Chennai (Madras) bekamen. Die Fahrt dorthin dauerte 2 Tage und 1 Nacht, war aber dank guter Leselektüre nur halb so wild.

In Madras, wo noch recht viele schöne alte britische Kolonialbauten rumstehen, ließen wir mal wieder Diafilme entwickeln und verbrachten die Wartezeit in klimatisierten Shopping-Center-Cafes, was uns recht gut gefiel, denn hier im Süden ist es richtig heiss. Etwas enttäuscht waren wir von den angeblich so modernen Shopping-Centern bzw. den Straßen, die als die teueren Einkaufsmeilen gelten. Die Shopping-Center bestanden meistens nur aus 3 bis 5 Klamottenläden und einem Restaurant, wie z.B. Pizza Hut. Schon einen Meter neben dem Gebäuden ist ganz normale indische Großstadt, d.h. Müll, Bettler, Straßenstände die Kleingruscht verkaufen und kein, oder zumindest kein begehbarer Fußweg, was bedeutet, dass wir fast immer hintereinader her laufen mussten damit wir nicht von den zahlreichen Autorickschas (Bajajs) , Bussen und Motorrädern über den Haufen gefahren wurden. Welch ein Unterschied zu den properen chinesischen Neustädten!

Vom super organisierten neuen Bushof, der uns schon fast an die super organisierten türkischen Bushöfe erinnerte, fuhren wir in stattlichen 3 Stunden die 50 Kilometer nach Mamallapuram. Hier gefiel es uns auf Anhieb gut: wir hatten ein nettes Zimmer, es gab einige recht lustige Restaurants direkt am Strand, wo die Fischer zwischen ihren Booten saßen und Netze reparierten sowie angenehm zurückhaltende Souvenirverkäufer. Die Hauptattraktion des Ortes sind Felsentempel, Steinfiguren und riesige Halbreliefs mit Göttern, Elefanten und Affen drauf (Susi O-Ton) - uns hat es gefallen. Doch dann kam Pongal, das südindische Erntedankfest. Das hatte zur Folge, dass plötzlich die Straßen voll mit z.T. ekelhaft betrunkenen Ausflüglern und agressiven Bettlern waren. Gefeiert wurde frühmorgens mit viel Getrommel in den Tempeln, was nicht ganz so gut für unseren Schlaf war. Allerdings hatte das Fest auch für uns Langschläfer schöne Seiten, so gab es z.B. vor vielen Hauseingängen bunte Bilder und Muster, die jeden Tag aufs neue mit farbigem Pulver auf den Boden gesteut wurden, Kinder zogen mit kleinen Trommeln durch die Straßen und viele Kühe, teilweise aber auch andere Tiere und Autos waren mit Blumenketten geschmückt - sehr nett anzusehen.

Unsere nächste Station auf dem Weg nach Süden war die ehemalig französische Enklave Pondicherry, die laut Reiseführer noch französischen Flair haben sollte - wir waren schon mehrmals in Frankreich und können das nicht bestätigen. Es gab zwar französische Kolonialbauten, jedoch nur eine fantasielose Promenade ohne Schatten und gemütliche Cafes. Wir trösteten uns mit superleckerem teuren Essen in einem von einem Franzosen geführten Gartenrestaurant. Bei einem unsreer ausgedehnten Spaziergänge durch die Straßen sahen wir vor einem Hindutempel einen Elefanten, dessen Kopf und Rüssel mit Mustern bemalt war. Die Gläubigen brachten Opfergaben, die er mit dem Rüssel annahm und dann mit ebendiesem die Leute segnete, indem er sie an der Stirn berührte.

Wir verließen Pondicherry mit einem der fensterscheibenlosen staatlichen Busse (gegen Regen und Sonne kann man eine Art undurchsichtigen Rollo schließen) und fuhren nach Tanjavur. Hier Auszüge des Tagebucheintrags zu unserem Tag in diesem Ort:
"Unsere erste Aktion heute war, Frühstück zu suchen - wir fanden Chappati mit Zwiebeljoghurt und sowas wie Curry dazu - nicht schlecht, und dazu gab's noch Brotbollen mit Pfeffer, Chilli und Kräutern. Wir machten uns auf dem Weg zum Tempel und nachdem wir die Schuhe beim Schuhaufpassstand abgegeben hatten, machten wir uns an die Besichtigung. Der Tempel war total schön und die ganze Anlage recht beeindruckend - uns gefiel es verdammt gut. Besonders das Dach des Tempels und das Dach des Eingangstores waren sehr schön mit Figuren verziert. Wir stellten uns an, um einen Blick auf den riesigen Lingam zu werfen, der in Indien in jeder möglichen und unmöglichen Größe verehrt wird und Shiva darstellt. War echt stattlich, der Shiva (als Penis dargestellt), in schwarzer Farbe und schön mit Blumen geschmückt. Schon prall, einen Gott in Gestalt eines Penis zu verehren! In den schön bemalten Bogengängen, die den Tempelhof umgaben, war Shiva mit seiner Frau Parvati zu sehen: der Penis (d.h. Shiva) ruhte in der Vulva (d.h. Parvati) - echt delikat das Ganze und dennoch sind die Inder so prüde, baden in voller Montur im Meer und sind entsetzt, wenn sie erfahren, dass wir unverheiratet zusammenleben - sehr witzig!
Mittags war es so heiss, dass wir nichts aßen, sondern einen O-Saft und viel Wasser tranken, dann zum Palast liefen, nur um zu erfahren, dass dort gerade Mittagspause war. Ja, Pech! Da es in Tanjavur keine nur entfernt gemütlichen Cafe's gibt, beschlossen wir, internetten zu gehen, bis die Stadt wieder aus ihrem Mittagsschlaf erwacht. In der Welt scheint gerade nicht viel los zu sein. Der tolle US-Präsident versucht jetzt neuerdings, mit einer Marslandung bei den Wählern zu landen, seit ihm selbst in den USA nicht mehr viele Leute seine Irak-Lügen glauben. Wir hingegen steuerten den Palast zum 2. mal an, kauften ein Ausländerticket für 50 Rupees (=1 Euro - Inder zahlen nur 10 Rupees, also 20 Cent) und betraten das Gelände. Für zwei Museen mussten wir noch 1 bis 2 Rupees dazublechen, das war nicht inclusive. Die "Durbar-Hall", die Versammlungshalle, war leider gerade eine Baustelle, hatte aber schöne Wandmalereien. Toll war auch die Büchersammlung, die auch alte Weltatlanten und Zeichnungen von London, sowie sogar ein altdeutsches Buch enthielt. Der Turm, "Belltower" genannt (eine Glocke sahen wir nicht) ermöglichte uns einen schönen Blick über die Stadt und die cricketspielenden Jugendlichen auf dem Platz vor dem Palast. Als wir wieder vom Turm herunterkamen, sahen wir im Hof des Turmes eine Ziege, die offensichtlich gerade ein Junges bekommen hatte. Das Lämmchern, klein und mickrig, lag neben seiner Mama, schrie ab und zu und hatte Mühe, den Kopf zu heben. Später machte es schon ganz gute Stehversuche - echt süß! Es war schon fast 5 Uhr und wir haben noch einen Palastteil nicht gesehen. Das Gebäude hatte ein Museum im ersten Stock, aber was uns mehr beeindruckte, waren die alten Steintafeln über den Torbögen im Erdgeschoss mit ihren schönen Steinfiguren. Dumm nur, dass es in den stockdunklen Torbögen kein Licht gab und gut, dass ich unsere kleine Taschenlampe dabei hatte. So konnten wir nicht nur die Reliefs sehen, sondern auch dutzende von Fledermäusen aufschrecken, die dort wohnen.
Wir gönnten uns noch eine Cola auf dem Rückweg und latschten ins Hotel zurück, um uns mit Wasser aus dem Eimer von Schweiss und Dreck zu befreien. Wir wollten dann abends was gutes essen und so gingen wir zum Restaurant des besten Hotels der Stadt. Die Speisekarte war vielversprechend, aber der Service abartig langsam und die Vorspeisensalate gab's leider erst zu den Hauptspeisen, auf die wir ewig gewartet haben. Das Essen selbst war o.k., aber nix besonderes; naja, kann man nichts machen. Jetzt gehen wir jedenfalls ins Bett in unserem muffeligen Zimmer [...]."

Ziel unserer nächsten Tagesetappe war Madurei, wo es einen schönen Tempel gibt, der außen mit unzähligen bunt bemalten Figuren verziert ist. Kurios war, dass Teile des Tempelinneren als Souvenirmarkt genutzt werden - statt stiller Andacht gab es "Hello Sir, have a look...." Neben dem Tempel ist der Stadtmarkt, wo es eine extra Abteilung für Blumenblüten gibt und Berge bunter Blüten nach Gewicht verkauft werden. Gekauft wird die duftende Pracht von Händlern, die Blumenketten herstellen und diese im und vor dem Tempel verkaufen. Der Markt ist zwar relativ klein, aber fein.

Am 21.01.2004 erreichten wir mit Kannyakumari am 299. Tag unseres Traumtrips die Südspitze Indiens und damit den wahrscheinlich südlichsten Punkt unserer Reise. An diesem historischen Ort wurde die Asche von Mahatma Ghandi ins Meer gestreut - in welches Meer kann man nicht genau sagen, denn hier treffen die Wasser des Indischen Ozeans, des Arabischen Meeres und des Golfes von Bengalen aufeinander. Wir gönnten uns ein teures Hotelzimmer für 9(!) Euro und genossen von unserem Balkon aus die Aussicht auf das Meer und die zwei kleinen vorgelagerten Inseln, die eher große Felsen sind. Auf einer befindet sich eine Gedenkstätte mit Tempel und auf der anderen steht eine riesige Statue irgendeines sehr tollen indischen Dichters aus dem Bundesstaat Tamil Nadu. Bei recht rauher See fuhren wir zu den Inseln rüber und hatten von dort einen guten Blick auf das rosarote Ghandi-Memorial und die hier etwas fremd wirkenden großen Kirchen.

Ab jetzt geht es wieder nach Norden. Da der Mario unbedingt sehen wollte, was 12 Jahre "touristische Entwicklung" aus einem Traumstrand machen können, fuhren wir nach Kovalam Beach. Wir kamen dort am Nachmittag an und suchten dann gleich am nächsten Morgen wieder das Weite... Unsere Flucht vor greisen Pauschaltouristen und Betonbunkern führte uns über den recht chaotischen Bushof von Trivandrum nach Varkala, welches laut Reiseführer heute so ist wie Kovalam früher war - sie verrieten uns allerdings nicht, wie viel früher. Bei der Ankunft mussten wir feststellen, dass "früher" leider nicht 12 Jahre bedeutet, wir schätzen eher so fünf, d.h. auch hier gibt es schon Pauschalis, von denen zugegebenermaßen die Mehrzahl noch nicht das Rentenalter erreicht hat. Auch die Bambushütten unter Palmen und Strandrestaurants mit guter Musik suchten wir leider vergebens. So nutzten wir die Zeit, bei gutem Essen und kühlem Bier diesen - zugegebenermaßen recht langen - Bericht zu verfassen und online zu stellen.

Bombay - 20.02.2004

Aber Kerala hatte noch mehr zu bieten als Strand mit greisen Touristen: Backwaters mit greisen Touristen! Nein, jetzt mal ehrlich - die Backwaters waren wirklich schön. Dumm war nur, dass wir mit dem proppenvollen Touristenboot von Kollam nach Alappuzha fahren mussten, denn das Linienschiff war, wohl wegen der neuen Straße, abgeschafft worden. Die "Backwaters" bestehen aus Wasserstraßen und Seen, die teilweise direkt mit dem Meer verbunden sind. Entlang der palmengesäumten Ufer sahen wir dem Dorfleben zu: Wäsche und Kinder waschen, Schiffe bauen, Kokosfasern verarbeiten und Boote entladen... Besonders haben uns die kleinen Fähren gefallen, die Menschen und Fahrräder vom einen Ufer zum anderen bringen und wie venezianische Gondeln durch staken fortbewegt werden. Fischer auf / im / am Wasser legten Netze aus, und an den großen Seen und breiten Kanälen gab es riesige, extravagant aussehende Senknetzte, auch "chinese fishernets" genannt. Es war so schön hier, dass wir uns überlegeten, uns eine Hausbootfahrt zu leisten. Als wir die Flotte ausschließlich für Touristen gebauter Hausboote, zum Teil sogar mit Klimaanlage und Panoramadeck sahen, verging uns jedoch die Lust. Stattdessen nahmen wir ein Linienschiff nach Kottayam, welches durch teilweise komplett von Wasserhyazinthen überwucherte Kanäle fuhr. Wir hatten das Gefühl, als ob das Schiff über eine Wiese fährt, auf deren Blüten sogar die Wasservögel mit ihren langen Beinen standen.

Sinn dieser zweiten Bootsfahrt war, schnell nach Kottayam zu kommen, von wo wir einen Bus nach Kumily am Periyar Nationalpark in den Bergen der Western Ghats nahmen. Obwohl wir dort 2 Tage durch den Wald gelaufen sind, bekamen wir keinen der versprochenen wilden Elefanten und erst recht keinen der ca. 40 hier lebenden Tiger zu gesicht. Gelohnt hat sich allerdings die Nacht im Zelt mit Lagerfeuer und Urwaldgeräuschkulisse. Sehenswert waren auch die Tee-, Kaffee-, und Gewürzplantagen in der Umgebung des Wildlife Resorts, und natürlich haben wir auch einer lokalen Teefabrik einen Besuch abgestattet. Das Prozedere war ganz interessant, am besten war jedoch der Duft frisch getrockneter Teeblätter.

Dann fuhren wir wieder hinunter an die Küste nach Kochi, wo wir erst nach Einbruch der Dunkelheit ankamen und eine Stunde lang im Kreis liefen, um ein annehmbares Hotelzimmer zu finden. Kaum hatten wir das Zimmer bezogen, fing es wie aus Kübeln an zu schütten - gutes Timing! Am nächsten Tag war das Wetter wieder prima und wir genossen die relaxte Atmosphäre der hübschen Hafenstadt. Abends war die Promenade und der Strand nicht zuletzt dank des moslemischen Opferfestes voll mit indischen Familien, die den Sonnenuntergang genossen und dessen jüngere Mitglieder sich ausgiebig mitt Sand bewarfen. Mobile Eisverkäufer schoben ihre Fahrräder durch die Menge und machten mit bimmeln und rufen auf ihre kühle Ware aufmerksam. Am nächsten Tag besorgten wir uns Zugtickets im eine halbe Bootsstunde entfernten Ernakulam und kamen auf dem Rückweg an einem Tempel vorbei, wo gerade Jahresfest war (wir interpretieren dieses fest als hinduistische Kirchweih;-) ). Außen gab es ohrenbetäubenden Böllerlärm, im Innenhof marschierten prunkvoll geschmückte Elefanten, auf deren Rücken junge Männer Wedel zur Trommelmusik der Kapelle schwenkten - ein beeindruckendes Schauspiel!

Und dann fanden wir ihn doch noch, unseren Traumstrand: "Om Beach" in der Nähe von Gokarna war genau das, was wir gesucht hatten: Sand, Palmen, Sonne, Meer, nette Kneipen mit guter Musik und leckerem Essen, sowie billige, einfache Unterkunft. Wir fanden gerade noch ein nettes Zimmer. Es war nämlich ziemlich voll hier, weil die Partyfraktion aus Goa zum Fullmoon Rave angereist war - im nahen Goa gab es nämlich keine dieser legendären Parties. Spaßig waren die vielen Leute, die am Strand in Zelten und Hängematten hausten, sich am Lagerfeuer wärmten, Musik machten und artistische Einlagen mit und ohne Feuer zum besten gaben. Und die Party selbst? Sie konnte am ersten Abend nicht stattfinden, weil die Partyveranstalter aus Goa die falsche Leute bestochen hatten; am zweiten Abend schepperten die Bässe bis in die Morgenstunden und die versammelte Menge arbeitete hart daran, die mehr oder weniger bösen Drogen dieser Welt zu dezimieren. Warum der dritte Partyabend auch nicht stattfand, wußte niemand; das war uns aber ganz recht, denn jetzt kehrte wieder Ruhe ein. Wir faulenzten fast eine Woche am Strand rum und vertrieben uns die Zeit mit lesen, Sonnenuntergänge anschauen und biertrinken.

Auf dem Weg nach Bombay legten wir noch einen kurzen Zwischenstop in Goa, am Strand von Benaulim ein, wo es uns wider Erwarten gar nicht so schlecht gefiel und wir die schönen Wellen für ausgiebige auf-dem-Bauch-Surfpartien nutzten.

Bombay (Mumbai) war bombig! Hier unsere persönlichen Highlights (neben der wirklich schönen und reichlich vorhandenen Kolonialarchitektur): Doppeldeckerbus-fahren, Rühreier mit echtem Schweinespeck essen und richtig guten Kaffee trinken. Das Beste an Bombay war natürlich, dass wir von der Vroni, Susi's Schwester, Besuch bekamen; wenn sie es mit uns so lange aushält, bleibt sie 6 Wochen. Mehr dazu beim nächsten Mal.



Weiter zum fünften Teil dieses Berichtes

Übersicht | Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4 | Teil 5 | Teil 6 | Teil 7 | Teil 8 | Teil 9


 

Für
Rückmeldungen
hier klicken

 H O M E